Hilfe, MacBook mit Linux wird heiß und hängt sich auf. Eine Anleitung zur Rettung Deines MacBooks.
Älteren MacBooks kann mit der Installation von Linux ein neues Leben geschenkt werden. Allerdings kann dieses Leben von kurzer Dauer sein, wenn Du nicht aufpasst, dass auch alle Komponenten unterstützt werden.
Bei meinem MacBook wurde der Lüfter nicht unterstützt. Die Folge, das MacBook wurde heiß und hängte sich auf. Insbesondere bei Prozessen, welche CPU oder Grafikkarte fordern, währt die Freude mit dem neuen Betriebssystem auf dem Mac nur kurz. Aber es gibt einen Ausweg, allerdings ist der etwas komplizierter, als man erst einmal glauben würde.
Linux unterstützt Macbook Pro Lüfter nicht
Eine Standardinstallation mit Arch Linux, Ubuntu oder Manjaro Linux steuert oft den Lüfter nicht richtig an. Nicht selten bewegt der sich dann überhaupt nicht mehr. Was fatal für die Hardware Deines MacBooks ist.
Du kannst Dich in diesem Fall aktuell für macfanctld oder mbpfan entscheiden. Allerdings erfolgt die Installation nicht so, wie Du es vielleicht von Deinem Paketmanager gewohnt bist.
Mbpfan
Beispielhaft zeige ich Dir hier die Installation von mbpfan. Die Installation von macfanctld verläuft ähnlich. Im ersten Schritt ziehst Du Dir den Sourcecode von mbpfan. Du findst ihn unter GitHub.
In der Regel befindet sich die heruntergeladene Datei danach in Deinem Downloads-Verzeichnis. Öffne ein Terminal/eine Shell und wechsel in dieses Verzeichnis:
cd ~/Downloads
Entpacke mbpfan mit tar in Deinem Downloadverzeichnis
tar xzf dateiname
Mbpfan kompilieren und installieren
Nach dem Entpacken wechselst Du in den entpackten mbpfan-Ordner. Und rufst den Befehl
make
auf.
Falls Dir Deine Shell jetzt mitteilt, dass es den Befehl make nicht kennt, wird es daran liegen, dass kein Buildsystem auf Deinem Linux installiert ist.
Je nach Linuxdistribution kannst Du Dir das Buildsystem mit einem Paketmanager ziehen. Beispielsweise mit:
sudo apt-get update && sudo apt-get install build-essential
Oder unter Manjaro mit:
sudo pacman -S gcc glibc make
oder
sudo pacman -S base-devel
Du hast das Buildsystem installiert? Prima, dann müssen wir Deinem Linux jetzt noch mitteilen, dass der mbpfan Daemon zwei Module benötigt.
Mbpfan benötigt coretemp und applesmc
Coretemp liefert mbpfan die Temperatur. Applesmc steuert den Lüfter an. Beide Module müssen Deiner modules.conf Datei hinzugefügt werden!
Modules.conf enthält die Module, die beim Start Deiner Linuxdistribution geladen werden sollen. Unter Manjaro liegt diese Datei unter: /etc/modules-load.d/modules.conf
Es reicht ein Aufruf von Deiner Shell aus um das zu bewerkstelligen:
sudo su -c 'echo -e "coretemp\napplesmc" >> /etc/modules-load.d/modules.conf
Mbpfan installieren
Nun ist es endlich so weit. Du solltest Dich noch in dem entpackten Verzeichnis befinden, in dem Du “make” aufgerufen hast. Der Aufruf
make
sudo make install
sollte mbpfan installieren. Du kannst das auch gleich testen indem Du
sudo mbpfan tests
in Deiner Shell aufrufst. Erscheint am Ende der Ausgabe ein “ALL TESTS PASSED”, hast Du es geschafft, mbpfan zu installieren. Jetzt kannst Du mbpfan noch konfigurieren und dafür sorgen, dass der Daemon beim Neustart Deines Betriebssystems automatisch gestartet wird.
Mbpfan konfigurieren
Zur Konfiguration benötigst Du einen Editor. Ich bevorzuge vim für solche Arbeiten. Welchen Texteditor Du nutzen möchtest, bleibt Dir überlassen. Die Konfigurationsdatei findest Du unter: “/etc/mbpfan.conf”.
Um die Konfigurationsdatei anzupassen gibst Du in der Shell ein:
sudo vim /etc/mbpfan.conf
Ersetze dabei “vim” durch Deinen bevorzugten Editor. Solltest Du vim nutzen wollen, gibt es ein paar Dinge zu beachten. Vim läuft in verschiedenen Modes. Du kannst also nicht einfach die Datei editieren, solange Du im Befehlsmodus bist. Hast Du die Datei geöffnet, kannst Du einmal “i” drücken, für “insert”. Nun kannst Du die Datei editieren, wie es Dir beliebt. Zum Speichern musst Du mit “ESC”-Taste in den Befehlsmode wechseln. Zum Speichern gibst Du :wq ein.
Die niedrigste Temperatur in der Konfiguration sollte nicht unter 50 liegen, die höchste nicht über 100.
Ok, jetzt hast Du mbpfan konfiguriert. Bleibt nur noch, mbpfan als Daemon einzurichten.
Mbpfan als System Service einrichten
Natürlich sollte mbpfan mit dem Betriebssystem gestartet werden. Andernfalls müsstest Du den Prozess jedesmal händisch aufrufen.
Dafür wechselst Du wieder in Dein Verzeichnis, das Du entpackt hast, wenn Du Dich nicht noch dort befindest. Eigentlich solltest Du das.
Zuerst kopierst Du mbpfan.service nach /etc/systemd/system/
sudo cp mbpfan.service /etc/systemd/system/
Anschliessend musst Du ihn nur noch der Liste an Prozessen hinzufügen, die gestartet werden sollen.
sudo systemctl enable mbpfan.service
Das wäre geschafft. Bleibt nur noch zu prüfen, ob mbpfan auch tatsächlich gestartet wird. Dafür rebootest Du Dein System.
Sobald Du wieder eingeloggt bist, schaust Du mit:
ps aux | grep mbpfan
ob der Prozess läuft. Falls ja, hast Du es geschafft. Falls nein, kannst Du mich kontaktieren. Ich helfe Dir bei Soft- und Hardwareproblemen.
Ach ja, nicht zu vergessen. Du kannst jetzt alle Dateien die Du im Verzeichnis Downloads erstellt hast, beruhigt löschen. Die benötigst Du nicht mehr.
Ingo Herpolsheimer meint
Habe gerade mbpfan nach obiger Anleitung erfolgreich und in einem Rutsch installiert und zur Anwendung gebracht. Die Beschreibung war gut zu verstehen und hat in allen Punkten funktioniert. Das ist bei weitem nicht bei jeder Anleitung in Netz der Fall. Vielen Dank dafür! Ob es dem 10 Jahre alten Rechner hilft, weiß ich noch nicht. Er ist gerade ganz schön heiß gelaufen.